FRUST


Kennst du das auch ?

Alles um dich herum scheint auf eine gefühlsmäßig ganz besondere Art zu stimmen. Du bist auf einmal stimuliert und läßt dich auf einer Woge von positiven Gefühlen treiben. Das Leben scheint sich vollständig vor deinem inneren Auge zu entblößen und alles scheint so verdammt klar und wichtig.

Unweigerlich denkst du darüber nach, was das Leben an sich so für eine Bedeutung hat. In wenigen Gedankengängen verstehst du diese kosmische Wahrheit.

Sie heißt Glück. Glück zu Leben, Glück ein Mensch zu sein. Alles stimmt. Alles ist gut. Die Zukunft lächelt dir unverfroren glücklich ins Gesicht.

In diesem emotionalen Augenblick kann man auch schnell an einen Punkt kommen, an dem man die eigene Existenz in Frage stellt.

Welchen wirklichen Wert hat dein Leben eigentlich.

Aber egal, du spürst in diesem Augenblick ganz deutlich, daß du dazugehörst. Ja, du gehörst zu diesem Leben, bist ein Teil von allem.

Wie einfach ist das alles zu verstehen ????

Du bist ein kosmisches, bisweilen komisches Etwas und alle Gedanken stehen doch irgendwie in Verbindung miteinander, alles ist eins...

In besonderen Fällen hinterläßt diese metaphysische Momentaufnahme ein etwas länger anhaltendes Glücksgefühl, was einem sagt: "Ja, du bist ein Teil von dieser riesigen Maschinerie, die wir im Volksmund mit Natur bezeichnen. Alles hat einen Sinn und jedes Tun und Handeln als Mensch ist immens wichtig. Du fühlst dich gut. Verdammt gut.

Ja, diese Erkenntnis kann ein sehr positives subjektives Erlebnis sein, vielleicht sogar eine Offenbarung. Diese Erfahrung kann dich stärken und sie kann sich wiederholen. Das mag von Mensch zu Mensch verschieden sein, doch jedem Einzelnen widerfahren des Öfteren solche Augenblicke der völligen Weitsicht und Einsicht in die Zusammenhänge unseres Daseins.

Ich will hier noch ein paar kleine Beispiele dieser Situation widerspiegeln.

Ich bin im Urlaub...es ist geil...Sonne, Meer, Ruhe...alles um mich herum stimmt. Mir geht's so gut. Und wenn ich mein ganzes Leben so sehe...es hat alles einen Sinn, jeder Gedanke daran stimuliert mich Positiv.

"I get higher and higher, climb mountains of clouds...(Ich komme höher und höher, erklimme Berge von Wolken)"

Ich höre die Musik der Vögel in meinen Ohren und bin einer von ihnen, ich gehöre dazu. Alles um mich herum lebt, auch in mir, verdammt bin ich glücklich.

 

Oder die Liebe..."

Ist es nicht Wahnsinn, auf welchen Wogen man von ihr dahin getragen werden kann.

Ich...ein Mann und da ist sie.... meine Freundin, meine Geliebte und alles stimmt mit uns, die Gedanken, die Zuneigung, der Sex und mir geht es nur gut. Mein Herz fühlt sich an, wie eine der Zuckerwatte weichen Cumuluswolken, die an einem sommerlich blauen, atlantischen Himmel vorbeiziehen und Tausende von Geschichten mit sich tragen.

Ja die Liebe, sie gibt einem viel Kraft und wieder sagt dir dieses imaginäre Gefühl, daß dein Leben, ja sogar, daß du selbst, so verdammt wichtig bist, eben ein wichtiger Teil dieser universellen Zusammenhänge und natürlichen Gesetzmäßigkeiten.

Mir fällt es nicht schwer noch andere Beispiele zu finden, die einem Menschen, in diese von mir beschriebene gefühlsmäßige Situation bringen können. Oft genügt ein geringer Anlaß und die Gefühle schlagen Kapriolen, dann entsteht dieses ganz besondere "High".

Dieses extreme Gefühl begleitet uns im Grunde jeden Tag und befähigt uns, täglich aufs Neue unseren Mann, bzw. die Frau zu stehen.

Würden wir gefühlsmäßig nicht so leicht in Erregung zu versetzen sein, wer weiß, ob wir zu all den Taten fähig wären, die wir so tagein tagaus zu tun pflegen. Würden wir nicht immer wieder von dieser Kraft beflügelt werden, könnten wir wahrscheinlich unser Handeln niemals so wichtig nehmen.

Unser Geist ist der Motor unserer Handlungen und die einfachsten Dinge können diesen Geist inspirieren. Allerdings ist es bei uns Menschen zur Methode geworden, diese Gefühlserlebnisse auch durch materielle Befriedigungen zu erzeugen. Zum Beispiel die Neigung, etwas zu besitzen, hat für viele Menschen den gleichen Effekt. Genau in dem Moment, wo man einen Gegenstand von hohem (persönlichem) Wert erhält, kann dieses high ausgelöst werden. Man ist entspannt, fühlt sich stolz und überhaupt, man hat doch eine sehr positive Lebenseinstellung. Ja es ist wirklich Mode geworden diese highs zu produzieren. Doch das ursprüngliche Verlangen nach diesem Gefühlserlebnis hat rein natürliche Gründe, denn letzten Endes werden diese Gefühlshöhepunkte in uns sehr spontan ausgelöst.

Doch, sind sie nicht der wirkliche Motor all unserer Handlungen? Und ist die Summe unserer Handlungen, was wir aus dieser Kraft heraus, alltäglich schaffen, nicht das, was wir als die Menschheitsgeschichte nennen müßten ???

Ich vertrete die These, daß wir Menschen zuviel schaffen. Wir produzieren weit über unseren natürlichen Bedarf hinaus und zerstören dabei immer mehr das eigentlich Natürliche.

Was ist unsere Zivilisation wirklich ??

Für mich ist es ein Moloch.

Ein stinkendes, Körper und Geist schindendes Monstrum, daß letztendlich immer wieder über meine natürlichen Empfindungen siegt und von mir fordert, daß ich diese Zivilisation, als die einzige unabdingbare Wahrheit akzeptiere.

Wir Menschen haben uns mit selbst gestrickten Zielen identifiziert, die immer wieder danach Lechzen aufs Neue bestätigt zu werden. Ziele, die nicht einmal mehr als selbst erhaltend zu bezeichnen sind. Nein, sie sind sogar höchstgradig selbstzerstörerisch.

Wir suchen ständig nach diesen "Highs", die uns sagen: "Du bist wichtig, du bist ein ganz, ganz wichtiger Teil von Allem...das Leben ist so verdammt positiv."

Stimmt das wirklich ?

Anscheinend ist die menschliche Psyche so strukturiert, daß sie für ihren geistigen Motor immer wieder neue emotionale Nahrung braucht, die jedoch aus dem Nichts auftauchen kann.

Auch Menschen verhalten sich wie heroinsüchtige Ratten, die immer wieder die blaue Taste bewegen, da sie ganz genau gelernt haben, von wo die nächste Injektion kommt. Eine Welt voller Emotionen.

Und wenn ich hier so sitze, auf der Terrasse, auf meiner Urlaubsinsel und über das Meer und die Klippen schaue, den morgendlichen Schatten und die aufgehende Sonne genieße, dann sagt mir meine innere Stimme: "...Ist das nicht geil ? Ist das nicht schön ? Junge du lebst. Komm steh auf Kumpel, nimm dir einen Stift und schreibe. Es ist wichtig...es ist so gut wenn du das machst."

Und tatsächlich alles stimmt, ich fühle es hautnah...keine Frage, ich muß jetzt schreiben. Ich bin Eins mit Allem und der Sache.

Aber Genug des Guten, des guten Gefühls, welches sich noch selbst in Frage stellen wird.

Ich hoffe, ich habe zu verstehen gegeben, welche starke Bedeutung diese beschriebene gefühlsmäßige Situation haben kann und phänomenaler Weise ist dieses Gefühls-Erlebnis nicht an eine bestimmte oder spezielle Situation gebunden. Je nach Menschentyp erfährt es jeder in anderen Lebenssituationen, an anderen Örtlichkeiten, ja selbst auf dem Klo kann dich dieses Gefühl erfassen und dein Leben auf die eine oder andere Art maßgeblich beeinflussen und vielleicht auch weiterbringen.

Doch wie dem auch sei, dieser eigentliche Moment kann auch in die Niederungen unserer Seele führen. Wir erleben in diesen besonderen emotionalen Momenten nicht nur in die Highs, sondern wir können auch im nächsten Augenblick ein sogenanntes Down erleben. Die Erkenntnis, daß man ein Teil von diesem riesigen Etwas, was wir mit dem Wort Leben beschreiben, ist, kann bei dem Einen oder der Anderen auch sehr schnell dazu führen, daß wir es so verstehen, daß wir nur ein kleiner Teil von allem sind. Nicht mehr als ein Eichhörnchen, eine Raupe oder nur ein Stein, der auf dem anderen liegt. Dein Geist ist zwar offen und läßt dich fühlen, daß es keine Fragen zu beantworten gibt. Alles ist klar aber nichts scheint mehr wichtig, du bist ein Teil der Natur. Sehe es wie du es willst, die Natur lebt mit dir und auch ohne dich. Selbst deine Mitmenschen können gut auf dich verzichten. Einer kann den anderen schnell ersetzen.

Dieses negative, bisweilen paranoide Gefühl kann sogar in Depressionen enden, doch es kann dir ebenso widerfahren, wie das beschriebene Glücksgefühl. Ausgelöst wurde es wie immer von einem unscheinbaren Gefühl, was unsere Seele in helle Aufregung versetzt hat und die menschliche Psyche probiert diesen offenen Zustand des Geistes einzuordnen.

Ich muß zugeben, ich kenne dieses Empfinden genau. Es kann durch die gleiche sonnige Urlaubssituation heraus entstehen, die mich so aufleben läßt. Ich kann Morgens auf die Terrasse treten und im nächsten Augenblick stellt sich die gesamte Welt für mich in Frage. Die Gefühle ziehen mich runter und ich krabbel mißmutig und traurig in mein Bett zurück und blase Trübsal, alles was dann bleibt ist....

...FRUST.

Er hat mich erwischt, nur ein minimaler Gedanke reicht aus, um mich in die höllischen Tiefen der Psyche stürzen zu lassen.

Ich bin Nichts. Nichts hat einen Wert, egal was ich tue. Niemand kann mir in diesem Augenblick einen Anlaß dafür geben, daß ich irgend etwas als erstrebenswert oder wichtig anerkenne.

Ein Loch hat sich aus dem Nichts aufgetan und ich falle. Anfangs wehre ich mich noch dagegen und lange Zeit sieht es so aus, als ob ich diesen Kampf gewinnen könnte. Doch ich stürze vorbei an den Ereignissen meines Lebens und werde in jeder negativen Art und Weise nur darin bestätigt. Das Leben ist nichts wert, ich bin nichts wert, der Mensch ist nichts wert.

Und wenn auch die Frustration als solche, für mich eine der übelsten Qualen ist, deren Schmerzfaktor locker den von Zahnschmerzen übertreffen kann, so ist sie doch auch ein positiver Antrieb und eine Phase der Besinnung auf das Wesentliche im Leben.

Natürlich verbreitet sie Angst und Unwohlsein und man muß lernen mit ihr umzugehen, doch letzten Endes kann sie wichtiger sein, als die durchweg positiven Highs, die einem so mir nichts dir nichts begegnen können und in unseren Zeiten zu oft im Materiellen liegen.

Highs, die einen schnell dazu verleiten sich zu wünschen, immer mehr und des Öfteren von ihnen berührt zu werden, bis das Leben nur noch positiv erscheint, wenn man durchweg positive Gefühle erlebt.

Die Jagd nach den highs, zeigt meines Erachtens eher die maßlose Selbstüberschätzung der Menschen und ihre übertriebene Art sich und ihre Taten so wichtig zu nehmen.

Wenn es auch schmerzt, so ist das gesunde "Down" doch wesentlich tiefsinniger und wäre letztlich auch persönlichkeitsfördernder, wenn unsere Gesellschaft nicht versuchen würde, es mit allen Mitteln zu bekämpfen und auszumerzen.

FRUST wird mit Unlust, Blockade und Rückschritt gleichgesetzt. Schnell soll der betroffene Mensch wieder stimuliert werden, um weiterhin, an dem so überaus wichtigen gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, egal ob durch wirkliche Bewältigung seiner Depressionen oder durch künstliche Medikamente. Auf jeden Fall den Frust austreiben.

Gibt es nicht aber genug Gründe für einen Menschen frustriert zu sein ?

Selbst wenn man auf einer wundervollen Urlaubsinsel sitzt und seine geliebte Freundin unter der Sonne des Südens in den Armen hält....?!

PAUSE...take a sandwich and relax fpr a moment :-)

Ich will mich jetzt nicht noch weiter mit meinen eigenen Gedanken beschäftigen, die sich immer wieder aufs Neue mit diesen Gefühlszuständen auseinandersetzen, egal ob high oder down, wir begegnen diesen Gefühlen an allen Stellen des Lebens.

Es sind diese Gedanken, die mich an Zeitungskiosken mit gesenktem Haupt und abgewendetem Augen vorbei gehen lassen, da ich mit nur einem sekündlichen Blick, soviel Dreck und Mist in mir aufsaugen kann, daß mir auf der Stelle schlecht wird und mein Mageninhalt im Rinnstein landet.

Krieg, Mord und brutale Exzesse und was sonst noch so alltäglich abläuft, ist das nicht genug Begründung für jeglichen Frust ?

Doch in Tausenden von Jahren haben wir gelernt, wie die Stehaufmännchen unsere Verdrängungsmechanismen zu trainieren und wir können sehr schnell vergessen, was eigentlich unfaßbar erschien.

Konsum und Berauschung der Sinne sollen uns ablenken und nur die gefühlsmäßigen "highs" zulassen.

Frust ist verpönt, geächtet und als Krankheit deklariert und obwohl schon fast im Jahr 2000 angelangt, entwickelt sich die Masse Mensch zu einem natürlichen Fiasko. Zu einer irdischen Langzeit-Naturkatastrophe, die gleich einem verheerenden Meteoriteneinschlag von der Größe des Mondes, unsere Erde irgendwann als einen Toten Asterioiden hinterlassen wird.

Alles was wir täglich schaffen und wo wir, eingebildeter Weise, im guten Glauben daran mitarbeiten, führt unweigerlich dorthin.

Unsere "highs" sagen uns ständig, was wir wichtig zu nehmen haben und treiben uns von einem mörderischen Rausch in den Anderen. Kein Gedanke daran, daß wir Fehler machen, uns überschätzen und sowieso viel zuviel wollen und vor allem....niemals in Frustration verfallen.

Lange Zeit war ich auch der Meinung, daß diese guten Empfindungen, diese sogenannten "highs", das Leben erst besonders lebenswert machen und nur dadurch unsere Tatkraft angeregt wird, bis dann....

PAUSE...take a sandwich and relax a moment :-)

...eines Tages eine kleine unscheinbare Zeitungsmeldung, eher als Lückenbüßer in die Tageszeitungen aufgenommen, den Anfang einer neuen Epoche, ja man kann wirklich sagen, den Anfang eines neuen Denkens und Fühlens ankündigte.

Es war eine dieser unauffälligen Meldungen, denen jede Zeitungs- und Nachrichtenredaktion sehr mißtrauisch gegenüber steht und die kaum mehr als 5x5cm Platz erhalten, irgendwo zwischen anderen unbestätigten Meldungen aus aller Welt.

Eine kurze knappe Überschrift: UFO gesichtet

...darunter: Farmer in Iowa sichtet UFO

...dann ein paar kurze Sätze:

Am 11.7.97 meldete ein Farmer aus Iowa (USA) der örtlichen Polizei und der Regionalzeitung, daß er in unmittelbarer Nähe seiner Farm ein silbrig glänzendes, diskusartiges Flugobjekt sichtete. Er berichtete von einer, nach oben und unten leicht gewölbten Scheibe, mit circa 15 Meter im Durchmesser, die zuerst über dem Wald seiner Farm schwebte, kurz danach aber auch in einer Lichtung landete. Man fand verbranntes Strauchwerk und Gras vor.

Ob weitere Untersuchungen angeordnet worden waren, konnte man dem Bericht nicht entnehmen, ebensowenig wurde die Meldung durch andere Berichte bestätigt. Das war alles. Wie immer sehr fadenscheinig und ohne nähere Hinweise. Einfach eine Meldung, an die man nun glauben kann oder auch nicht.

Ich bin nicht unbedingt ein Freund von unbelegbaren Erzählungen und solch eine Meldung konnte in mir kaum eine gefühlsmäßige Reaktion hervorrufen.

Doch selbst bei stärkerem Willen, dieser Nachricht auf den Grund zu gehen, wäre es mir kaum möglich gewesen, näheres über diese Ereignisse in Erfahrung zu bringen.

Was war geschehen ?

Sam O´Toole, ein Farmer, dessen irische Familie schon seit etlichen Generationen in dieser Gegend wohnten, war kurz vor dem Abendessen, noch einmal zu seiner Scheune gelaufen, um nach den Pferden zu sehen. Er war 46, gut drauf und im Grunde sehr glücklich mit seinem Dasein. Seine Frau und seine drei Kinder saßen im selben Augenblick am Tisch, auf ihrer mit Blumen geschmückten Veranda und warteten auf Dad, damit sie gemeinschaftlich das Abendessen zu sich nehmen können. Kurz bevor er die Scheune betrat, schweifte sein Blick kurz entschlossen über die Baumwipfel des angrenzenden Waldes hinweg, bis in den blauen wolkenlosen Himmel. Plötzlich erkannte er in größerer Höhe ein Flimmern, aus dem für einen Augenblick so etwas wie eine flache Scheibe auftauchte. Diese Scheibe schien sich in einigen Tausend Metern Höhe zu befinden. Sam wendete kurz den Blick ab, da er eher eine Täuschung seiner Sinne vermutete, als daran zu glauben, wirklich etwas gesehen zu haben. Doch beim zweiten Hinsehen konnte er die Umrisse einer auffallend flachen, aber großen Scheibe genau ausmachen, die nunmehr kaum zwei Kilometer weit entfernt und nur 100 Meter über den Wipfeln der Bäume schwebte. Das Flimmern war verschwunden und Sam konnte jetzt ihre silbrig schimmernde Kontur erkennen. Die Höhe der Scheibe konnte kaum mehr als zwei Meter betragen, doch ihr Durchmesser konnte gut 15, wenn nicht sogar 20 Meter messen. Sam O ´Toole blieb nicht mehr als zwei Sekunden Zeit, die Untertasse zu beobachten, denn im nächsten Augenblick verschwand sie hinter den Baumwipfeln und ging anscheinend zu Boden.

Sam war erstaunt aber nicht beunruhigt, er betrat den Stall und kümmerte sich um die Pferde, die aufgeregt schnaubten. Er überlegte kurz welche Bedeutung er der Sichtung zukommen lassen sollte. Sam war nicht naiv und keineswegs als sensationslüstern zu bezeichnen. Seine Augen, wie auch seine gesamte Wahrnehmungsfähigkeit waren bestens. Als 46 jähriger gehörte er zu dem Teil der amerikanischen Bevölkerung, die man als kerngesund bezeichnen könnte. Das gesunde Landleben hatte ihn weder zivilisationsgeschädigt, noch war er dadurch frühzeitig altersschwach geworden.

Sam war Realist und das war ausschlaggebend für seine Entscheidung, den Vorfall den Behörden zu melden.

Er wußte nicht genau, was er gesehen hatte, da es nicht in den Rahmen alltäglicher Sichtungen paßte, doch daß er was gesehen hatte, das wußte er und als treuer Amerikaner mußte er seine Sichtung melden, schließlich war die Airbase V kaum 30 Meilen entfernt. Jeder, der in dieser Gegend lebte, rechnete immer damit, daß einmal eines dieser modernen Kampfflugzeuge in seiner Nähe runter kommen könnte.

Als Sam auf die Veranda zurückkam, hatten sie schon mit dem Abendessen begonnen und er sagte beiläufig: "Da vorne is´ irgendwas runtergekommen, habt ihr´s auch gesehen ? Sah aus wie´n riesiger Diskus. Wahrscheinlich eine der neuen Militärmaschinen. Ich rufe mal den Sheriff an."

Die Kinder blickten zuerst aufgeregt über den Wald und dann zu ihm, doch Sam ging ohne weitere Worte ins Haus und telefonierte. Warum er auch die Zeitung anrief, hatte einen einfachen Grund. Es war nicht die Gier nach Sensationen oder spektakulärem Brimborium, sondern seine Freundschaft zum Redakteur der hiesigen Regionalzeitung, was ihn dazu veranlaßte.

Sam kam wieder aus dem Haus und setzte sich an den Tisch. Sein ältester Sohn fragte: "Was hast du gesehen Dad ?"

Sam: "Es sah aus wie eine flache abgerundete Scheibe, könnte aber auch eines von den komischen Militärflugzeugen gewesen sein. Es muß hinten in der Nähe der Lichtung runter gegangen sein."

Sein Jüngster Sohn, Bradley, er war 15, fragte aufgeregt: "Ist es abgestürzt Dad."

Sam: "Ich weiß nicht, zuerst schien es wie ein Hubschrauber in der Luft zu stehen, doch dann ging es zu Boden."

Der Älteste, Joe, sagte: "Hast du es explodieren sehen. Wir haben gar nichts gehört. Meinst du nicht wir sollten sofort dorthin fahren.

Bradley und Mia, seine Tochter, 17, wollten sofort vom Tisch aufspringen, doch Mom sagte: "Ihr bleibt hier, bis wir alle gegessen haben...." Mit ernster Miene sagte sie zu Sam: "Du mußt den Kindern auch immer neue Geschichten auftischen. Ob du Bären oder Wölfe im Wald gesehen hast oder riesige Lachse im Fluß, du machst die Kinder noch verrückt. Nachher verschwinden sie wieder tagelang im Wald und suchen diese blöde Scheibe, die du gesehen haben willst. "

Sam sagte, ohne näher auf seine Frau einzugehen: "Ihr habt gehört was Mom gesagt hat." Und damit war für ihn diese Sache erledigt.

Bradley: "Aber Dad, nach dem Essen könnten wir doch..."

Sam: "Nachdem Essen müssen der Stall und die Gewächshäuser gemacht werden."

Seine Tochter Mia, der Sam normalerweise keinen Wunsch abschlagen konnte sagte: "Dad, laß uns doch einmal kurz nachsehen. Vielleicht müssen wir jemanden helfen."

Sam: "Ich habe schon dem Sheriff Bescheid gesagt, der wird sich darum schon kümmern."

Mia: "Der ist doch bestimmt nicht vor zwei Stunden hier draußen, bis dahin könnte wirklich jemand Hilfe brauchen."

Mom mischte sich noch einmal in das Gespräch ein: "Du glaubst doch selbst nicht, daß der dicke Sheriff Blowman, sich heute Abend noch auf den Weg hier raus macht ?!"

Sam verstand dies wie eine indirekte Aufforderung von Merryl, nun doch noch raus zu fahren und nach dem Rechten zu sehen, bevor die Sonne untergehen sollte.

Mia sagte sofort voller Erwartung: "Okay Dad....? Fahren wir kurz hin ?"

Sam schüttelte zustimmend den Kopf und Mom lächelte ihn an. Sie wußte, daß auch er im Grunde neugierig war.

Die Jungs jubelten im Stillen und bombardierten ihren Vater jetzt mit Fragen.

PAUSE...take a sandwich and relax fpr a moment :-)

Ungefähr 1,5 Kilometer von Sam O´Tooles Veranda entfernt, nahmen unterdessen die unaufhaltsamen Verkettungen kosmischer Umstände ihren Lauf.

Die flache grau-silbrige Scheibe, die von weit oben mit rasender Geschwindigkeit bis über die Wipfel des Waldes herabgeflogen kam, war kurz nach Sams Sichtung auf einer nahe liegenden Lichtung am Fluß, kurz vor der kleinen Holzbrücke gelandet. In ihr spielte sich gerade ein kleines außerirdisches Drama ab. Keine wirkliche Tragödie, aber doch irgendwie mit der Frage behaftet, "Sein oder Nichtsein".

Der ganze Vorfall hatte schon einige Millionen Kilometer vor dem erreichen unseres Sonnensystems begonnen. Die beiden Piloten waren kaum größer als 30 Zentimeter und trotz tierischer Gesichtszüge, die mit guter Phantasie auch mit einem menschlichen Antlitz verglichen werden konnten, sah man ihnen an, daß sie kaum von unserem Planeten stammen konnten. Sie erinnerten irgendwie an einen wabbligen, gummiartigen Octopus, wenn auch jeder Biologe schon beim ersten Hinsehen erkannt hätte, daß sie keiner der uns bekannten Spezies zu zuordnen wären. Diese beiden Piloten räkelten sich unwirsch in ihren Sitzen und piepsten und pfiffen sich gegenseitig schrille Töne zu, die für Menschen unmöglich zu hören waren, da unsere Ohren für solche Frequenzen nicht mehr geschaffen sind.

Die beiden stritten sich deftig. Sie trugen die Verantwortung für weitere 100 Individuen ihrer Art, die im sogenannten Zeitsprungschlaf in separaten Kojen, im inneren des Raumschiffs untergebracht waren.

Tatsächlich, Sam hatte ein UFO gesichtet, so wie viele Tausend Menschen, der Meinung waren, dies vor ihm getan zu haben.

Die beiden octopusartigen Piloten hatten die gemeinsame Befehlsgewalt über ihre Untertasse, sowie es bei ihnen üblich war. Entgegen vieler menschlicher Alpträume und horrorartigen science fiction Vorstellungen sahen sie nicht gefährlich aus, eher possierlich. Selbst ihre Tentakeln, mit denen sie sich fortbewegen, sowie jede erdenkliche handwerkliche Arbeit ausführen konnten, wirkten nicht beängstigend oder furchteinflößend. Anders, als bei den uns bekannten irdischen Octopusarten besaßen sie so etwas wie die Andeutung einer Nase, die sozusagen mitten auf ihrem Kopf, zwischen ihren großen Augen saß. Auch ihre Mundöffnung war nicht zu übersehen, denn sie lag nicht unterhalb des Kopfes, zwischen den Tentakeln, sondern unterhalb ihrer kleinen Stupsnase, deren beide Nasenlöcher automatisch auf und zu gingen. Ihr Mund war schmal aber breit und verlief über den zwei vorderen Tentakeln von rechts nach links. Ihre schmalen Lippen zogen sich sozusagen von rechts nach links um die Hälfte ihres gummiballartigen Kopfes und zeigten immer ein breites Lächeln, wie wir es häufig im Tierreich antreffen. Ihre großen Augen waren auffällig wach.

Um sich zu verständigen preßten sie Luft zwischen ihren Lippen hindurch, ohne daß sie sie dazu groß bewegen mußten.

Die beiden Kommandanten des UFOs waren im eigentlichen Sinne als Freunde zu bezeichnen, was im beruflichen Bereich nicht selten zu Konflikten führte. Schon einige Zeit bevor sie unser Sonnensystem erreicht hatten, war ein deftiger Streit, aufgrund einer Anhäufung mißlicher Umstände, an Bord ausgebrochen.

Kurz bevor sie zu Boden gingen pfiff BR (gesprochen "bPAUSE...take a sandwich and relax fpr a moment :-)...") seinem Kollegen ZS (gesprochen "tzss...") energisch in die Ohren, wozu ich noch bemerken muß, daß ihre Ohren im Inneren des Kopfes lagen und von außen nicht sichtbar waren.

BR pfiff: "Wie konntest du dich nur so dumm verhalten. Ich hätte nie gedacht, daß dir solche Fehler unterlaufen können. Vor allem hast du mich da mit rein gezogen....."

Was war hier vor sich gegangen..?

PAUSE...take a sandwich and relax fpr a moment :-)

BR und ZS, die beiden außerirdischen Kommandanten sollten eine Gruppe von 100 Spezialisten und Kontrolleuren von einem Mutterschiff zum anderen bringen. Eines lag im Andromedanebel und das andere im 300 Lichtjahre entfernten Poseidonsystem. Also im Grunde ein Katzensprung.

Schon beim Abflug war BR müde und obwohl es nicht erlaubt war, fragte BR ZS, ob er nicht während des Fluges ein wenig schlafen könnte, schließlich verband sie eine Freundschaft und BR wußte, daß ZS nichts dagegen haben würde. Natürlich willigte ZS ein, denn er hatte keine Probleme ihre Flugmaschine allein zu fliegen, zumal fast alles schon beim Abflug vom Mutterschiff vorprogrammiert worden war.

BR holte aus einem Laderaum einen eigenartigen Sack, der uns an einen Puppenschlafsack oder einen alten Kaffeewärmer erinnern würde. Er schlüpfte wabernd in ihn hinein und ZS hängte ihn im hinteren Teil des Cockpits an einem Haken an die Decke, wo er nun gemütlich hin und herschaukelte. BR schaute noch einmal über den Rand und zischte: "Bis später." Dann sank er in sich zusammen und schlief ein.

ZS machte es sich unterdessen bequem und mixte sich unverfroren einen Drink, was selbst in dieser minder alkoholhaltigen Konzentration verboten war. Doch lecker schmeckende Drinks waren eine Leidenschaft von ZS. Er streckte seine Tentakeln bis auf den Nachbarsitz von BR und räkelte sich entspannt hin und her. Viel zutun hatte er nicht. Er kontrollierte circa 25 verschiedene Instrumente, die letztlich jedoch vollautomatisch arbeiteten und von A-Z den sicheren Flug gewährleisten sollten. Direkt vor seinem Sitz befand sich ein spärlich bestücktes Armaturenpult mit einer Laptop ähnlichen Tastatur, mit genau 43 Tasten. In gut zwei Meter Abstand zu dem Pult vor ihm, war eine ein Meter hohe und drei Meter breite, leicht nach vorn gewölbte, sozusagen konvexe, ovale, glasige Bildfläche auf der ZS sich jedweden Ausschnitt, des ihn umgebenden Universums projizieren konnte. ZS war von diesen Bildern schon lange nicht mehr zu begeistern und er blätterte deshalb lieber in einer der ebenfalls eingeschmuggelten Zeitschriften, die komischer Weise, genau wie bei uns Menschen, aus Papier ähnlichen Material, zusammengefaltet und voller unglaublicher, sowie fadenscheiniger Berichte war.

Wenn man ihn beobachtet hätte, wäre einem hin und wieder aufgefallen, wie seine großen Augen zwischenzeitlich leicht anschwollen, was daran lag, daß seine Zeitschrift viele nette Bilder von kaum bekleideten weiblichen Wesen seiner Art beinhaltete. Ansonsten unterschied sich ihr Inhalt nur in einem wesentlichen Punkt von unseren Journalen, es gab keine Berichte von Mord und Totschlag, wie wir Menschen es im allgemeinen gewohnt sind. Überhaupt lebten diese Wesen relativ friedfertig miteinander und kannten keine Kriege. Sie hatten es in ihrer Millionen Jahre alten evolutionären Geschichte zu einer höchst technologisierten Gesellschaft gebracht.

ZS blätterte mit gierigen Blicken durch die Zeitschrift und betrachtete aufmerksam die Bilder von verschiedenen seiner weiblichen Artgenossinnen, in verschiedenen kaum an die Schwerkraft gebundenen Positionen. In dieser Hinsicht schienen sie sich nicht von uns Menschen zu unterscheiden, oder genauer gesagt von uns Männern. ZS blätterte und trank und mixte einen weiteren, seiner extraordinären und ultraorbitanten Cocktails. Es wäre vielleicht ein Fehler ihn durchweg als skrupellosen und unverantwortlichen Kommandanten zu bezeichnen, denn er achtete trotz aller kleineren Fahrlässigkeiten immer auf das Wesentliche und toi, toi, toi, er war nun schon zwölf Jahre ohne größere negative Zwischenfälle im Einsatz. Keine Abstürze, nur ein paar leichte Kollisionen, die keineswegs immer zu Bruchlandungen geführt hatten, Geschwindigkeitsüberschreitungen im Hyper- und Ultraraum, zwei durchflogene Sonnen, bei denen sich die Bewohner dieser Systeme, wirklich gefragt haben, "Wer hat hier das Licht abgestellt", aber im Großen und Ganzen waren ihm bisher nur kleinere Fehler unterlaufen.

Das UFO war auf direktem Kurs zum Mutterschiff im Poseidonsystem, alle kosmischen Eventualitäten wurden vom Computerhirn der Flugmaschine errechnet und er reagierte prompt auf jede Veränderung der Gravitationen oder irgendwelcher Asterioidenlaufbahnen.

ZS und BR mußten nur den Rechner ständig kontrollieren, automatische Flugwarnsignale protokollieren und den Computer manuell korrigieren, wenn er tatsächlich einmal danach verlangte.

BR schlief und ZS dachte an seine Frau, die er nun schon wieder zwei epochale Zeitsprünge nicht gesehen hatte. Irgendwie mußte er noch mal seine Tentakeln strecken, die immer noch schlaff auf BRs Kommandositz verknotet rumlagen. Ungeübte Augen hätten es mit einem Schlangennest verwechseln können.

Bei dieser eigentlich harmlosen Entspannungsübung, touchierte, die man im Uhrzeigersinn gelesen, als die neun Uhr Tentakel bezeichnen müßte, sein Cocktailglas.

Es kippelte kurz einmal hin und einmal her, taumelte leicht und schien sich dann dazu entschlossen zu haben doch umzukippen. Trotz generellem Abstellverbots landete es leider Gottes auf dem Armaturenpult und obwohl "wasserdicht" für diese Wesen kein unbekannter Begriff war, war gerade das Innere des Cockpits nicht an allen Stellen vor Wassereinbruch geschützt.

ZS versuchte noch, das kippende Glas mit seiner drei Uhr Tentakel zu halten, wobei er sich übel in seinem Sitz verdrehen mußte und nur knapp einer Verrenkung entging. Allerdings beschleunigte die ruckartige Bewegung seiner Tentakel nur noch den Fall des Glases und durch den kräftigen Schwups verteilte sich die dickflüssige, Sirupartige Cocktailmischung im gesamten vorderen Cockpit.

ZS pfiff so was wie: "Scheiße !" was ich jedoch Wort wörtlich nicht ganz genau wiedergeben will, da uns Menschen genug Flüche bekannt sind, die kaum einer Steigerung bedürfen.

ZS begriff die Tragweite des Geschehens nur langsam, er fluchte und ärgerte sich, denn sein Problem war der Dreck, den er nun zu beseitigen hatte und aufwischen mußte, was gut eine Erdenstunde brauchen würde.

Noch während er fluchte und überlegte, mit was er nun alles aufwischen könnte, kroch die verspritzte Flüssigkeit, als sei sie lebendig und auf der Flucht, in jede kleine Ritze des Bordrechners im Armarturenpult und erreichte innerhalb weniger Sekunden die ersten elektronischen Schaltkreise.

PAUSE...take a sandwich and relax fpr a moment :-)

 

Zzzzz....brrzzzll...zzsssll....krssst...machte es im Mikrokosmos der Elektronik und da es dem Computer eigentlich relativ egal war, woher er seine Befehle bekam, ob vom Mutterschiff, von BR oder ZS oder vom verspritzten Cocktail, reagierte er prompt auf den neuen Elektronenstrom und änderte sofort den Kurs des Raumschiffes.

ZS erhielt nicht einmal eine Meldung darüber und da er mit dem Aufwischen beschäftigt war, überprüfte er im Moment nicht die Flugkoordinaten. Er zwitscherte nur so vor sich hin: "So ein Mist.....klebriger Dreck....und so was mir......"

BR schlief in seinem Sack und merkte von alledem nichts, bis dann ein knallharter Schlag das gesamte UFO traf und es wie ein Baseball im Augenblick der Begegnung mit dem Schläger aus der Bahn katapultierte.

Jetzt gab der Computer eine Asterioidenwarnung durch und er bemerkte auch, daß sie gerade mit einem solchen zusammengestoßen waren.

Brs Schlafsack schaukelte jetzt wild umher und ZS war kurzerhand durchs Cockpit geschleudert worden, was ihm jedoch aufgrund seiner gummiartigen Beschaffenheit nicht viel ausmachte, wenn er auch seine Tentakeln entknoten mußte.

Es brauchte noch einige kosmische Zeit bis er realisierte, was passiert war. In jedem Fall würde es diesmal Ärger mit der Kommandozentrale geben.

Noch während ZS krampfhaft versuchte die neuen Befehle, des vom Cocktail beeinflußten Computers, zu korrigieren, dachte er daran, wie er sämtliche Beweismittel verschwinden lassen könnte. Es würde mit Sicherheit eine Untersuchung geben, auch an Bord. Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, denn BR war wach geworden und blickte mit seinen großen Augen ängstlich über den Rand, des noch immer schaukelnden Hänge-Schlafsacks. Ohne ein Wort wabbelte er sich geschickt da raus und zischte dann wütend: "Was ist hier los ?"

ZS pfiff beschwichtigend und nebensächlich: "Nichts...vielleicht ein Asteroid, der uns im Weg war. Er muß dem Computer entgangen sein."

Während er diese Worte zwitscherte, fingerten ein paar seiner Tentakeln geschickt und schnell auf der Tastatur herum. Er versuchte die vorherige Kursänderung zu kaschieren.

Doch sowie BR in seinem eigenem Sitz saß, der glücklicherweise trocken geblieben war und in sein Monitor blickte, sah er was wirklich passiert war. Er hörte sich plötzlich eher erschreckt als erzürnt an, als er sagte: "Wer hat den Kurs geändert ?"

ZS antwortete in seiner gewohnt unschuldigen Art: "Ich weiß nicht, vielleicht die Kollision ?"

BR sagte jetzt unwirsch: "Quatsch, der Kurs wurde schon drei Sedimomente vorher geändert."

ZS tat ahnungslos: "Tja dann haben wir wohl ein Problem."

BR zischte während er auf die Tasten einhämmerte: "Das kannst du laut sagen, ich krieg das Ding nicht zurückprogrammiert. Ich muß über den Hauptrechner die Notsteuerung benutzen. Was hast du nur getan ZS?"

Er sprang förmlich aus seinem Sitz und hastete relativ schnell zum großen ovalen Bildschirm. Hätte ein Mensch ihn beobachten können, er wäre aus dem Staunen nicht herausgekommen, denn während er sich aufrecht auf seinen Tentakeln durchs Cockpit bewegte veränderte er ständig seine Hautfarbe, was irdische Octopusse auch können.

Unterhalb des Bildschirms befanden sich noch weitere kleine Monitore und Schalter, doch schon nach der ersten Berührung dieser Armaturen entwich im ein schrilles: "...iiiiihhhhh".

BR wußte sofort Bescheid, nur eine Berührung mit seiner Tentakel reichte aus, um festzustellen, daß hier alles mit Cocktailresten bespritzt und verklebt war.

Er pfiff wütend: "Was hast du gemacht ? Alles klebt. Du hast einen deiner Scheißcocktails verkippt, mitten in den Rechner...."

ZS stammelte leise aber beschwichtigend: "ja, mir ist was ausgelaufen, kann doch mal passieren."

BR: "Deine verdammten Cocktails. Wie oft haben wir darüber schon geredet ?! Nicht auf die Pults abstellen !!...."

ZS: "Bisher ist doch nie was passiert."

BR: "Aber jetzt."

ZS: "So schlimm ist das nun auch nicht..."

BR: "Nicht schlimm ? Seh dir doch mal den Kurs an...wir sind um 1.68.xyc- Punkte abgewichen und nach der Kollision noch einmal weitere 1.76.zyc- Punkte. Wer weiß in was für ein Sternensystem wir gerade eindringen. Ich habe noch keine vernünftige Information vom Computer."

ZS: "Wir werden es gleich korrigiert haben."

BR: "Hoffentlich, ! Ich habe keine Lust auf einen Kampf mit irgendwelchen, hirnrissigen unbekannten Außerirdischen."

ZS: "Du siehst alles immer so negativ. In ein paar Sedimomenten ist alles Vergangenheit."

BR: "Pah......", dann war nur noch Schweigen.

Nach ein paar Sekunden pfiff BR zornig: "Wie konntest du dich nur so dumm verhalten. Ich hätte nie gedacht, daß dir solche Fehler unterlaufen können. Vor allem bin ich jetzt auch noch der Dumme. Sie werden rausbekommen, daß ich mich schlafen gehängt habe. Sie werden uns beide bestrafen...."

ZS warf ein: "Ich werde nichts verraten..."

BR konterte: "Und, wie erklärst du deine Cocktailleidenschaft."

ZS dachte schon weiter: "Wir landen kurz auf irgend einem Planeten und lassen all unser Zeug verschwinden. Dann sagen wir, daß der Asterioidensturm die Kursänderung ausgelöst haben muß und auch die Kollision verursacht hat, als wir gerade bei der Nahrungsaufnahme waren und so unsere Getränke verschüttet wurden."

BR pfiff nur: "Sie werden es rausbekommen..."

ZS konterte: "Wir werden noch mal alles gründlich säubern, der Computer erholt sich schon wieder."

BR brauchte noch einen kleinen Moment, doch dann hatte er die Notsteuerung aktiviert und er brachte das UFO wieder unter Kontrolle. Die beiden entschieden sich kurz entschlossen, den Flug abzubremsen und auf diesem kleinen blauschimmernden Planeten zu landen, der als einziger in diesem Sonnensystem eine vernünftige Atmosphäre aufzuweisen hatte.

Wenn eine Ausrede Erfolg haben konnte, dann nur, wenn sie keine Spuren hinterlassen. Das UFO mußte auch von außen gecheckt werden und natürlich mußten sie Schlafsack, Zeitungen, Getränke, unerlaubte Eßwaren, etliche Computerspiele, sowie ihre Hyperraum Radios und ein komplettes Palladiumschlagzeug auf dem Planeten verschwinden lassen.

In ihrer ganzen Aufregung kümmerten sie sich nicht darum, vorsichtshalber den Biostatus des blauen Planeten zu scannen. Das die Atmosphäre sauerstoffhaltig genug für sie war, erkannten sie sofort auf ihrem Monitor, doch wie verhielt sich die Biomasse ?

BR war noch immer nicht von ZS Idee überzeugt. Er war jedoch glücklich, daß er noch vor der Notlandung den Hauptcomputer wieder unter Kontrolle bekommen konnte, denn sämtlicher Cocktail hatte sich durch die Wärme im Inneren des Rechners verflüchtigt und die Schaltkreise schienen wieder normal zu funktionieren. Natürlich mußte nun alles neu programmiert werden.

ZS landete die silberne Scheibe extra-soft zwischen den Bäumen an einem kleinen Flüßchen in Iowa, nur zwei Kilometer von Sam O´Tooles Farm entfernt. Noch konnten sie sich die Oberfläche des Planeten nur über die Monitore ansehen, doch sie staunten nicht schlecht.

ZS tönte triumphierend: "Sieh mal, ein super Planet mit Pflanzen, Wasser, genügend Sauerstoff. Unser Computer kennt ihn nicht mal. Irre was?"

BR schrubbte währenddessen mit Zeitungspapier immer noch die Armaturen ab und fluchte vor sich hin. Ab und zu warf auch er einen Blick auf die ständig wechselnden Bilder auf dem Monitor.

ZS hatte das UFO kurz über dem Wald gestoppt und ließ es dann gemächlich bis auf drei Meter über dem Erdboden herab, direkt neben dem Fluß. Es parkte jetzt sozusagen auf seinem eigenen Magnetfeld.

Beide waren sehr froh, daß den tief schlafenden Insassen nichts passiert war, was sie im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen gekostet hätte.

Standardmäßig zogen sie ihre Raumanzüge über, obwohl sie bei diesem Sauerstoffgehalt der Luft auch ohne rausgehen könnten. Doch mit ihren Anzügen waren sie nicht auf Bodenkontakt angewiesen, sie konnten mit ihnen direkt aus der Ausstiegsluke um das UFO herum schweben und die mit ihren Scannern die Außenhaut kontrollieren. Zum Glück war ihre Flugmaschine von einem starken Magnetfeld umgeben, so daß die Hülle auch durch den harten Einschlag des Asterioiden nicht einmal angekratzt wurde. Während ihrer fünf Raumschiffumrundungen blickten sie sich interessiert um.

BR pfiff: "Hier leben auch Wesen. Das da sieht aus wie künstlich hergestellt..." Er zeigte dabei auf die 10 Meter von ihnen entfernt liegende stabile Holzbrücke, die über einen kaum 30 Meter breiten Wildbach führte, der gerade das halbe Flußbett erfüllte.

ZS: "Ist doch egal, die meisten außerirdischen Zivilisationen sind barbarisch, wild und unterentwickelt. Sie haben uns noch nie bemerkt und wenn dann glauben sie nicht daran. Wir sind gleich wieder weg, ich will nicht noch mehr Ärger..."

BR: "Na hoffentlich, ich will auch keinen Ärger.."

Die Beiden waren mit der Inspektion zufrieden und flogen wieder an Bord. ZS pfiff noch in der Schleuse: "Interessanter Planet, ich würde gerne wiederkommen, was meinst du, wie sie aussehen..?"

BR zuckte nur mit den Tentakeln und sagte: "Wahrscheinlich abscheulich...."

Bis hierhin war alles halbwegs normal verlaufen, für uns Menschen, wie für unsere Besucher. BR und ZS programmierten ihren Computer neu und machten sich startklar. Doch bevor sie losflogen, sammelten sie ihr illegales Sammelsorium von Habseligkeiten zusammen, das an Bord nichts mehr zu suchen hatte und sie schleppten es in die Transportschleuse.

Die Transportschleuse konnte jederzeit von innen betreten werden und wurde nur bei Benutzung nach innen, mit einer automatischen Trennwand abgeschottet und dann wurde nach außen die Luke geöffnet. Man konnte so den Druck anpassen, was auf der Erde aber nicht von Nöten war. Es war schon ein eigenartiges Bild, eine massive flach-ovale metallisch erscheinende Untertasse schwebte ohne einen Ton 3 Meter über dem Erdboden und aus einem kleinen schwarzen Loch wurden noch kleinere bunte Teile nach draußen geschleudert. Dann verteilte sich der Rest der außerirdischen Wohnungsauflösung mit einem kurzen Zischen am Flußufer, wobei ein Teil der Dinge direkt im Wasser landete und somit sofort ihren Weg nahmen.

In ZS Augen wuchsen dicke Tränen heran, während er am Bildschirm den Aufprall seines Palladiumschlagzeuges (...ein hervorragend percussives Instrument, wofür man aber mindestens sechs Tentakeln braucht) verfolgte. Er war stolz, daß es nicht zerbrochen war und dem steinigen Untergrund getrotzt hatte. Er hatte es selbst gebaut, obwohl es an Bord nun wirklich nichts zu suchen hatte.

Einerseits gab es in ihrem Volk hunderttausend Gesetze, Vorschriften und Regeln, die zum größten Teil pedantisch waren, anderseits fehlten fast völlig die Kontrollorgane. Somit machte jeder was er wollte, solange er nicht darauf angesprochen wurde und jeder hielt sich natürlich auch an einen gewissen Rahmen, aus dem niemand rausfallen wollte. Ihr Volk hatte es nun schon seid einigen Hunderttausend Jahren geschafft friedfertig und vor allem kreativ und zivilisiert miteinander zu existieren.

Salopp formuliert lebten sie in Anarchie. Wer jedoch zu sehr übertrieb und sich auffällig machte und das ungeschriebene Wort des Gesetzes mißachtete, konnte erbarmungslos von der Mühle der Rechtfertigungsanstalt zermahlen werden.

ZS und BR lebten schon seit Jahren im Kosmos und waren schon seit etlichen Äonenmomentioiden nicht mehr auf ihren Heimatplaneten gekommen.

Gesellschaftlich gesehen gehörten sie der Kaste der Soldaten an und standen zur vollen Verfügung ihrer Gesellschaft. Laut Dienstvorschriften gestattete man ihnen nicht, sich ihr UFO häuslich einzurichten. Was blieb anderes übrig, als sich darüber hinwegzusetzen.

Der Vorfall mit dem Cocktail konnte ernste Folgen haben, es kam darauf an, wer ihn entdecken würde. Wenn sie an ein ihnen vorgesetztes Gremium geraten würde, dessen Mitglieder sie schon kannten, könnten sie Glück haben und alle würden nur lachen. Sollten sie aber zu Rechtsfanatikern und Wortgelehrten kommen, könnte es bedeuten, daß sie nur noch auf ihrem Heimatplaneten leben durften, was nicht unbedingt eine Strafe sein mußte.

Wir werden später noch von BR und ZS hören, denn bis hierher war es mir noch nicht möglich, den weiteren Verlauf wiederzugeben. Doch in ihrem Volk, den Octoiden, konnten sie gute Hoffnung haben mit einer milden Bestrafung wegzukommen.

Es war eindeutig, daß man ihnen weder bei der Notlandung, noch bei der Entsorgung ihrer Habseligkeiten eine böse Absicht unterstellen konnte. ZS Cocktailleidenschaft scheint im ersten Augenblick bedenklich, doch wir wollen nicht vergessen, daß dies in keiner Weise der Alkoholisierung dienen sollte. Es gab genug gute Argumente die Schuld auf das versagen der Maschinerie zu schieben und BR und ZS waren im Großen und Ganzen happy, denn es gelang ihnen den Zwischenfall zu korrigieren und sie verschwanden, ihrer Meinung nach unerkannt, mit einem gleißenden Lichtblitz von der Erde.

Die Wiese vor der Brücke rauchte.

Während sie sich wieder auf ihren Sitzen räkelten und schneller als das was wir für Licht halten, aus unserem Sonnensystem heraus katapultiert wurden, wobei sie sofort auf Kurs zu ihrem Mutterschiff gingen, näherte sich ihrem Landeplatz ein Teil einer glücklichen Familie, denn Mom hatten sie Zuhause gelassen. Bradley wurde immer aufgeregter und fragte: "Dad, glaubst du denn, daß es ein UFO gewesen sein könnte?"

Sam: "Ich weiß nicht Junge, ich glaube nicht an so was. Du weißt, wie schnell man sich hier draußen was einbilden kann und dann waren es doch nur Wolken."

Joe sagte: "Aber du weißt genau wo das Ding heruntergegangen ist?"

Sam sagte gelangweilt: "Aber klar Jungs."

Die O´Tooles waren wie erwähnt eine im Grunde sehr glückliche, durchschnittliche Us-amerikanische Farmersfamilie, die genau wie du und ich auch ihre speziellen seelischen "highs" erlebten, die sie dazu befähigten, das mühselige Farmerleben in Kauf zu nehmen, ihre Felder zu bestellen, die Obstplantage zu bearbeiten und sich um die Tiere zu kümmern, obwohl dies alles nicht als gutgehendes Geschäft zu bezeichnen war.

Aber sie waren glücklich und weit davon entfernt unter dem gleichen seelischen Druck zu leben, wie die Städter.

Sams Kinder erlebten gerade wieder solch ein "high", da sie voller Erwartungen einer unglaublichen Entdeckung entgegen fieberten, was auch ihr zukünftiges Leben als sehr positiv erscheinen ließ. Alles in allem waren sie ohne größere Probleme hier draußen aufgewachsen und konnten als Hill Billys bezeichnet werden.

Sam ließ die Angelegenheit völlig ruhig.

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