Zwei Nächte, zwei Träume

 

Ich fahre in einem Zug über den Dächern von Berlin. Mal über, mal direkt neben der Regenrinne. Kann in Fenster schauen, erhasche Augenblicke des Lebens, durchbreche die Häuserwände und durchquere Hinterhöfe. Der Zug fährt ein, direkt aus einem Hinterhof, in einen dunklen Tunnel, um gleich in einem Bahnhof, direkt in einen Supermarkt einzulaufen. Ich öffne das Fenster des Zuges und versuche in die Regale hineinzulangen, hier, wo es alles gibt, will ich alles greifen. An mich reißen und mitnehmen, wie auf einer Jagd.
Der Zug bleibt nicht stehen und ich kann nichts greifen.
Dann stehe ich auf der Straße vor dem Haus meiner Oma, dort, wo ich aufgewachsen bin und blicke auf den breiten Bürgersteig, mit seinem Berliner Pflaster. Er ist so schön, sauber und lädt ein zum verweilen, zum spielen. Plötzlich reißt ein Stein auf und zischend entweicht heißes Gas, dann entschwinden noch mehr Steine. Kaum größer als ein Fußball großes Loch entsteht, aus dem Feuer, Dampf und Lava dem Himmel entgegen, nachoben schießt. Angst überkommt mich und ich will sie alle warnen, die hier leben. Die Erde wird wohl bald völlig aufreißen und einen Vulkan freigeben. Ich höre im Hintergrund die Stimmen der Waschweiber, die immer am Fenster hocken und quatschen. Sie erzählen sich von dem japanischen Wissenschaftler, der doch hier seit längerem wohne und der wohl maßgeblich auch für diese Sache verantwortlich wäre.
Damit ist alles geklärt, ich wache auf.Ich bin zurück in Berlin, viva la mexico....Vom Wahnsinn getrieben und unbestimmter Angst befinde ich mich plötzlich im Garten, der ganz nahe an meiner Wohnung in Berlin liegt. Meine Mutter wurde hier geboren, ich habe dort gespielt. Vor drei Jahren haben wir ihn verkauft.
Jetzt bin ich zurückgekehrt in der Nacht und blicke über den Himmel mit Angst, denn ich warte auf die Flieger, die Nachts kommen und Zerstörung bringen werden. Versuche die Fenster zu verdunkeln, so dass nicht ein Lichgtfloh entkommen kann. Allein? Bin ich völlig allein hier? Ich kann nicht schlafen und suche in den Wegen der Parzellen ein kleines Licht in irgendeinem der kleinen Häuser, um sie zu fragen, wann sie denn kommen werden, die Zewrstörer aus der Luft.
Dann renne ich wieder durch dunkle Parks, mit sauberen Wegen, gut gepflastert, immer noch in der Nacht, orientierungslos, doch auf der Suche. Nach was?
Halte meine Freundin auf einmal im Arm, ganz fest, irgendwie versteckt in einer Felsspalte, versuche ich mit einem Kugelschreiber auf ihre Stirn zu schreiben: „Frei zu Leben, heißt frei zu sein.“ Ich frage sie energisch: „Verstehst du das?“ Sie kann es nicht lesen, ich bin jedoch davon überzeugt, dass sie es kann, denn sie muss die Worte gefühlt haben.... Angst ist immer dabei. Schon wieder wach geworden.Wir haben uns heute schon wieder gestritten, ein Tag war schön, doch der zweite? Warum? Keine Ahnung, sie fragt immer: „Was ich denn von ihr wollte, wo ich doch immer meine Sachen machen würde. Ich würde immer meine Sachen machen? Die Sachen, die ich doch machen muss, da sie mich ausmachen, da ich sie bin. Ich brauche diese Bewegung und bin dennoch immer für sie da. Aber es ist auch immer das Gleiche, was sie mich fragt, was sie sich fragt, vor allem wenn sie was getrunken hat.Ich bin zurück in Berlin, viva la mexico....